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Selbstgespräche sind gut – whaaaaaat?

Selbsgespräche

Selbstgespräche führen doch nur Irre!? Weit gefehlt! Lass mich dir doch zuerst erzählen, wie ich zu diesem Thema gekommen bin. 🙂 Vor einiger Zeit – also noch vor Lockdown 2.0 – war ich mit Freunden in einem Kabarett. Es war ein super lustiger Abend, den ich sehr genossen habe und der mich zu diesem Blog Beitrag inspiriert hat. Generell ist es ja so, dass Kabarettisten ihre Programminhalte auf aktuelle Situationen der Gesellschaft anpassen und diese eben humorvoll mit Bildern des Alltags im Kopf präsentieren. So auch der Kabarettist, dessen Show wir gesehen haben. Ein Teil seines Programms hat sich von Beginn bis zum Ende durchgezogen. Und zwar, dass er sich immer wieder über gewissen Dinge in seinem Leben ärgert und von seiner Therapeutin (keine Ahnung, ob er tatsächlich eine aufsucht – ist auch egal an der Stelle 😉 ) empfohlen bekommen hat, jedes Mal, wenn er Ärger verspürt (in Wien sagen wir gerne „sich aufpudeln“ dazu 🙂 ) soll er folgenden Satz sagen:

Aha, interessant! Ich ärger mich gerade/ schon wieder/ noch immer über XY.

Die Kabarett-Gäste – auch ich – fanden das in dem Kontext und die Art und Weise WIE der Kabarettist das dargestellt und betont hat sehr witzig. Es gab jedes Mal großes Gelächter in der Zuschauermenge, denn dieser Satz kam öfter vor. Und ab einem Zeitpunkt wusste das Publikum bereits, welcher Satz nun kommen wird, weil er zur soeben erzählten Situation unausweichlich passte.

Was tut man am Ende der Vorstellung? Genau, man tauscht sich mit seinen Freunden über das soeben Erlebte, Gesehene, Gehörte, Empfundene aus. Als ich gesagt habe, dass der Satz „Aha, interessant! Ich ärgere mich über XY“ absolut empfehlenswert ist, wenn man merkt, dass einem die Wut im Bauch hochkommt, erntete ich skeptische Blicke. Denn Selbstgespräche haben nach wie vor einen schlechten Ruf. Beweis gefällig? Hast du vielleicht gerade eine Person vor deinem geistigen Auge, die in der Straßenbahn vor sich hin murmelt? Was denkst du über diese Person?

Meine Antwort und Begründung, weshalb Selbstgespräche gut für dich sind, werde ich nun in diesem Blog Beitrag etwas ausführlicher erklären, als an dem Abend im Gespräch mit meinen Freunden.

Hier ein paar Beispiele für einen inneren Monolog:
Vor einiger Zeit hat sich folgendes in einem Wiener Supermarkt abgespielt: Eine Frau mittleren Alters steht vor dem Wurstregal und greift nach einer Packung Salami. Plötzlich erstarrt sie, hält inne und murmelt: „Neeeeein, die hast du doch noch zu Hause.“

Ein junger Mann, um die 25 Jahre alt, kommt mir auf der Straße entgegen. Als er ungefähr auf meiner Höhe war, dreht er sich unerwartet um und flüstert in einem verärgerten Tonfall: „Verdammt, jetzt hab ich den Autoschlüssel daheim vergessen.“

Letztens an der Autobus Doppel-Haltestelle: eine Frau – ungefähr noch einen Häuserblock von der Haltestelle entfernt – sieht den Bus in der Station stehen. Sie läuft los, um ihn noch zu erwischen. Kurz bevor sie die Station erreicht hat fährt der Bus los. Die Frau – etwas außer Atem – schnauft: „Na super, jetzt komm ich zu spät in die Arbeit.“

Selbstgespräche verursachen auch Stress

Irgendwie schon komisch, Erwachsene mit sich selbst reden zu hören, oder?! Fast automatisch denkt man dabei an Singles, die schon zu lange Singles sind oder an Menschen mit einer psychischen Störung. Das könnte durchaus sein. Ob du es glaubst oder nicht, aber: das kommt eher selten vor.

Viel öfter kommt es vor, dass Menschen sich durch ihre Selbstgespräche gestresst fühlen. Vor allem dann, wenn diese Selbstkritik beinhalten. Denk einmal darüber nach: Sagst du manchmal zu dir selbst „Na DAS, war jetzt wieder notwendig“. Oder: „Das schaffe ich nieeeee“. Wie fühlst du dich dabei? An der Stelle ist es wichtig und gut seine persönlichen Stressverstärker zu (er)kennen. Dazu habe ich einen Beitrag verfasst: „Erkenne endlich, was genau dich stresst!“

Gemäß der so genannten „Self-talk Scale“ von Thomas Brinthaupt (Psychologe an der Middle Tennessee State University, USA) erfüllen Selbstgespräche meist eine oder mehrere dieser vier Funktionen:

  • Selbstkritik üben: „Das hätte ich anders machen sollen!“
  • Selbstmanagement: „Ich darf nicht vergessen, auf dem Heimweg noch bei der Reinigung Halt zu machen.“
  • Soziale Situationen einschätzen: „Überleg dir genau, was du nachher bei der Verabschiedung des Kollegen sagen willst.“
  • Selbstbestätigung: „Das habe ich gut gemacht!“

… kannst du dir Dinge besser merken, Gedanken besser und klarer strukturieren und Probleme rascher lösen. Was bedeutet das nun genau?

Mentaltraining ist das Training unseres Geistes mittels positiver Selbstbeeinflussung. Durch gezielte, positive Selbstgespräche – am effektivsten ist es, wenn du laut denkst – kannst du dich bzw dein Unterbewusstsein neu programmieren. Wichtig: du erkennst negative Selbstgespräche (wie oben erwähnt) und ersetzt sie durch positive, motivierende und aufbauende. Aber bitte nicht wie ein Lehrer mit erhobenem Finger oder strenger Vorgesetzter schimpfen, sondern als deine beste Freundin/ dein bester Freund, liebevoll und verständnisvoll kommentieren. Das erleichtert das Ordnen im Denken und du wirst erstmal ruhiger und sicherer in der Situation. Ich wiederhole als Beispiel den Satz aus dem Kabarett: „Aha, interessant. Ich ärgere mich gerade/ schon wieder/ noch immer über XY.“ Sprichst du diesen Satz laut aus, passieren mehrere Dinge. Nämlich folgende:

  • Dein Gehirn – um genau zu sein – dein Unterbewusstsein nimmt es besser wahr und funktioniert besser, wenn du deine Gedanken laut aussprichst
  • Das gibt dir die Möglichkeit anders als gewohnt (du pudelst dich auf) zu reagieren
  • Durch die Wiederholung dieses Selbstgesprächs in den entsprechenden Situationen lernst du auf Dauer positiver und somit auch für dich gesünder zu reagieren.
  • Stresssituation kannst du somit entspannter und zielführender lösen und bewältigen
  • Davon profitiert dein Umfeld, vor allem jedoch DU, weil dir der gewohnte Ärger erspart bleibt und als Add-On wird dein Selbstwertgefühl gesteigert 😉

„Interessante Selbstgespräche setzen
einen klugen Partner voraus!“

Herbert Georg Wells

Für die zwischenmenschliche Kommunikation braucht es die „innere Dialogfähigkeit“. Wie du mit dir selbst sprichst (in Gedanken oder auch ausgesprochen) hat Auswirkungen auf den Umgang mit Anderen und noch viel wichtiger: es ist entscheidend für dein seelisches Grundgefühl. Meine Frage an dich: Gehst du mit dir selbst verständnisvoll oder verachtend um? Ist dein Monolog freundschaftlich oder feindlich?

Ein liebenswürdiger, verständnisvoller und  wohlgesinnter innerer Dialog ist das Geheimnis einer harmonischen und selbstbewussten Persönlichkeit!

Wahre die psychologische Distanz in dem du beim Selbstgespräch nicht „Ich“ sagst, sondern „Du“. Das hilft dir, in eine bevorstehende Situation mutiger und entspannter hineinzugehen und sie vom Gefühl her unter Kontrolle zu haben. Also: Sag vor einem wichtigen Termin aus Überzeugung zu dir selbst: „Du schaffst das!“

Es kommt auf deine innere Einstellung an! Viele Studien haben gezeigt, dass, wenn du lautstark an dir zweifelst, bist du nicht nur mies drauf, sondern auch weniger leistungsfähig.

Das absolute genialste – aus meiner persönlichen Sicht – an dem Kabarett ist, dass sich nun einige Menschen ihrer Gefühle bewusst werden dürfen. Denn durch die häufige Wiederholung des Satzes, noch dazu mit echt witzigen Bildern im Kopf, hat sich genaue dieser in den Gehirnen (im Unterbewusstsein) der Zuschauer festgesetzt. Ich trau mich sagen, dass bei vielen der Anwesenden genau dieser Satz ins Gedächtnis kommen wird, sobald sie Ärger oder Wut verspüren. Danke, an der Stelle an den Kabarettisten, der so zur allgemeinen Selbsterfahrung beigetragen hat. 🙂

Fazit: Suche also ruhig einmal das Gespräch mit dir selbst – es lohnt sich. 🙂

Du möchtest deinen inneren Dialog verbessern, weißt jedoch nicht wie und wo du ansetzen sollst? Kontaktiere mich und wir finden gemeinsam einen Weg.

Alles Liebe & Gesundheit,
deine Melanie

Bildnachweis: Unsplash und Pixabay

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